Reinhold Gall spricht bei der Jubilarehrung der SPD Heilbronn-Stadt

Veröffentlicht am 11.11.2008 in Aus dem Parteileben

Liebe Genossinnen und Genossen,

nicht immer macht man sich ja zu Parteiveranstaltungen mit großer Freude auf, aber die alljährlich stattfindende Ehrung von treuen, langjährigen und verdienten Mitgliedern gehört schon zu den Terminen zu denen man wirklich gerne geht und deswegen seid auch ihr heute zusammen gekommen und ich freue mich deshalb, als euer Betreuungsabgeordneter heute dabei zu sein.

Jubilarehrungen sind Veranstaltungen, bei denen wir die Tagespolitik zurück lassen – so spannend sie gerade jetzt auch sein mag mit dem Wahlsieg von Barak Obama, der internationalen Finanzkrise und – leider auch - den Ereignissen in Hessen, und uns grundlegenderen Dingen zuwenden und der stolzen Geschichte unserer 145-Jahre alten Partei erinnern, ich denke das wird Ingo in seiner Ansprache in angemessener Form noch tun, deshalb nur ansatzweise:

Reisen wir gedanklich in die Vergangenheit, dann stellen wir fest, dass sich in diesem Jahr nicht nur die Mitgliedschaft von 36 Heilbronner Genossinnen und Genossen mit einer runden Zahl jähren, sondern auch einer der dunklen Tage unserer Geschichte.

Heute auf den Tag genau vor 70 Jahren in der Nacht vom 9. auf den 10. November begingen die Nationalsozialisten die Reichspogromnacht und zerstörten Leben, Eigentum und Einrichtungen von Juden im gesamten Deutschen Reich. Fast alle Synagogen und viele jüdische Friedhöfe in Deutschland und Österreich wurden zerstört.

Die Pogrome waren grausam, waren unmenschlich und markierten den Beginn der systematischen Verfolgung der deutschen Juden, die in den Holocaust an den europäischen Juden im Machtbereich der Nationalsozialisten mündete.

Unendliches Leid kam über die Menschen, Millionen fanden in Konzentrationslagern, im Bombenhagel und auf den Kriegsfeldern den Tod.
Umso schlimmer, dass es auch heute immer wieder Aussagen und Vergleiche gibt, die all dies relativieren, um nicht zu sagen verharmlosen. So Christian Wulff, CDU-Ministerpräsident von Niedersachsen, der drei Tage vor diesem Jahrestag sich dazu hinreißen lässt, die Kritik an Managern im Zuge der Finanzkrise mit „Pogrom-Stimmung“ zu vergleichen und damit den Tod und das Elend der Opfer relativiert.

Umso schlimmer, dass der, zwar unbekannte, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Wasserkraftwerke erlaubt, einen Mann, der die evangelische Kirche geprägt, der viel hinterlassen hat, an dem sich Menschen orientieren und Halt finden können, der von den Nazis im Konzentrationslager ermordet wurde, der Dietrich Bonhoeffer als ganz normalen Landesverräter bezeichnen kann und dann von den Verbandsmitgliedern auch noch wieder gewählt wird und in seiner CDU bislang noch niemand den Ausschluß gefordert hat

Für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten sind solche Vergleiche und Aussagen von Wulff und Lüttke umso unglaublicher, waren wir doch seit Jahr und Tag eine Partei des Friedens, der Toleranz und der Internationalität - und wir sind es noch.

Solidarisches und gleichberechtigtes Miteinander, Respekt vor Andersdenkenden und das Lernen aus der Geschichte ist die feste Basis unseres Handelns. Die heutigen Jubilare verkörpern dies in ihrer jeweiligen Person und damit kann ich wieder eine Brücke zum Jetzt und Hier schlagen

Erlaubt mir, dass ich in meinem Grußwort einen erwähne –ohne all die anderen hierbei zu vergessen- weil er in besonderer Weise diese Werte verkörpert.

Damit will ich keine der Ehrungen vorweg nehmen und auch nicht mehr dazu sagen, weil dies sicher noch kommen wird, aber da Werner Winter, viele Jahre für mich gearbeitet hat, möchte ich einfach die Gelegenheit nutzen und einem Mitstreiter und Parteifreund, wie man sich einen vorstellt, an dieser Stelle danke zu sagen und ihm herzlich zu seinem Jubiläum zu gratulieren.

Dir lieber Werner und euch liebe Jubilare wünsche ich noch viele schöne Jahre in unserer SPD – in guten und vermutlich auch in schweren Zeiten – mischt euch weiterhin ein, denn Erhard Eppler hat schon gesagt: Politik vollzieht sich in der Sprache. Wo Sprachlosigkeit beginnt, hört Politik auf. Ich freue mich deshalb weiterhin auf unser gemeinsames politisches Wirken.

Glückauf!

 

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