Immer mehr multiresistente Keime in Fleisch

Veröffentlicht am 24.11.2020 in Ortsverein

Eine von der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation Germanwatch (germanwatch.org) in Auftrag gegebene Studie kommt zu besorgniserregenden Ergebnissen. Mehr als jede zweite Hähnchenfleischprobe aus den drei größten Geflügelkonzernen Europas ist mit Resistenzen gegen ein oder sogar gegen mehrere Antibiotika gleichzeitig belastet. Im Schnitt schleppt mehr als jedes dritte Hähnchen  sogar antibiotikaresistente Krankheitserreger mit Resistenzen gegen Notfall-Antibiotika (Reserveantibiotika) in die Lebensmittelkette ein. Diese Ergebnisse sind alarmierend, da der Anteil der antibiotikaresistenten Funde in Fleischproben seit Jahren stetig ansteigt.

Die Nachfrage der Konsumenten nach billigem Geflügelfleisch und Produkten kann nur durch eine auf Kosten getrimmte industrielle Tierhaltung befriedigt werden. Dies führt aber unweigerlich zu Haltungsbedingungen, die nur noch durch den Einsatz von Antibiotika, und zunehmend auch Reserveantibiotika, möglich sind. Schätzungen gehen davon aus, dass weltweit 70% bis 80% aller Antibiotika in der Nutztierhaltung eingesetzt werden. Somit wird deutlich mehr Antibiotika in der Tiermast eingesetzt als in der Humanmedizin. Bedenklich ist auch, dass viele Mastbetriebe ohne den Einsatz von Antibiotika gar nicht mehr wirtschaftlich arbeiten können. Wir steuern somit aber in einen Teufelskreis, der mit immer neueren Antibiotikaresistenzen eine Tierhaltung nach heutigen Maßstäben unmöglich machen wird. Den Preis bezahlen bereits heute Patienten, die unter multiresistenten Keimen leiden. Schätzungsweise 33.000 Menschen davon versterben in Europa jährlich, weil Antibiotika nicht mehr wirken.

Wir müssen unseren Fleischkonsum überdenken. Das Angebot von billigem und massenhaft verfügbarem Fleisch bezahlen wir zunehmend mit unserer Gesundheit. Wie auch von Germanwatch berichtet, treffen wir in den Fleischprodukten aus den Märkten immer häufiger auf multiresistente Erreger. Die Ansteckungsgefahr steigt stetig an. Zudem birgt die industrielle Tierhaltung ein hohes Potenzial für zukünftige Pandemien, wie man auch eindrucksvoll an dem Fall der dänischen Nerze erkennen kann, die ein mutiertes SARS-CoV-2 Virus auf den Menschen übertragen haben. Die Größenordnung der Folgekosten einer Pandemie lässt sich am Beispiel der aktuellen Corona Pandemie ermessen. Nur durch Billionen Euro Beträge lassen sich die Folgen der Pandemie abfedern. Wer aus der aktuellen Corona Pandemie lernt, der sollte jetzt alles tun, um zukünftige Pandemien zu verhindern.

Die SPD fordert bereits seit Jahren einen Paradigmenwechsel. Aspekte wie Tierwohl, ausgewogene Vergütung der Mäster, Klimaschutz, gute Arbeitsbedingungen in den Schlachtbetrieben und antibiotikafreie Tierhaltung müssen stärker berücksichtigt werden. Der Einsatz von Reserveantibiotika soll ganz verboten werden, Antibiotika nur noch wenn absolut notwendig. Nur so können wir eine Post-Antibiotika Apokalypse abwenden.

 

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