Für naturnahen Waldbau und nachhaltige Holzernte

Veröffentlicht am 23.07.2012 in AG 60plus

AG 60plus-Vorsitzender Sieghart Brenner referierte über seine Förster-Erfahrungen

Wenn Sieghart Brenner über seine aktive Berufszeit spricht, kommt er ins Schwärmen: "Als Förster hatte ich 33 Jahre den schönsten Beruf und zudem das schönste Revier mit schönen Wäldern, Bergen und Weinlandschaften." Sein 1000-Hektar-Revier im Landkreis Heilbronn um Wüstenrot erstreckte sich zwischen Vorderbüschelberg und Hößlinsülz und mittendrin, zwischen Löwenstein und Neulautern, stand sein (staatliches) Forsthaus Joachimstal, das inzwischen einen angemessenen Platz im Freilichtmuseum Wackershofen bei Schwäbisch Hall gefunden hat.

Heute lebt Sieghart Brenner im aktiven Ruhestand in Obersulm, ist u. a. "wieder" Kreisrat, zudem Kirchengemeinderat und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft 60 plus des SPD-Kreisverbands Heilbronn-Land. Als solcher sprang er kurzfristig bei einer AG-Veranstaltung, bei der es um den Einigungsprozess Europas gehen sollte, für den erkrankten Referenten ein und hielt einen engagierten mit Powerpoint unterstützten Vortrag über Wald und Forstwirtschaft.

Hauptanliegen für den ambitionierten Naturfreund und Forstmann Brenner ist ein naturnaher Waldbau und eine nachhaltige Holzernte, wozu auch ein gutes Wegenetz gehört, um - angesichts der anhaltenden Personalreduzierung - mit modernen Motorgeräten schonend und pfleglich arbeiten zu können. Ein nachhaltiger Dauerwald - naturnaher Mischwald - sei heute das Ziel der Forstbewirtschaftung, so Sieghart Brenner. Dazu gehöre auch eine gute Einzelbaumpflege, denn zum Beispiel könne eine erntereife Eiche mit fünf Festmeter Holz über 2000 Euro einbringen, die Hälfte durch das untere Furnierholz und dann aufsteigend, mit der Beastung sinkende Erlöse für Fass-, Möbel-, Parkett- u. Brennholz. Im Schnitt wachse bei uns auf einem Hektar Wald jährlich acht Festmeter zu, und alle fünf Jahre könne man 90 Prozent des Zuwachses ernten. Zehn Prozent sollten für den Artenschutz so außerordentlich wichtiges Totholz - liegend und stehend - übrig bleiben. Im Übrigen sei der Naturverjüngung der Vorzug vor Neubepflanzung zu geben.
Brenner, selbst passionierter Jäger, sprach sich für eine waldgerechte Bejagung aus. Forstliche Gutachten belegten eine zu hohe Verbissbelastung durch das Rehwild bei Tannen und Eichen sowie anderem Laubholz. Auch der rasant wachsende Wildschweinbestand führe zu steigenden Schäden, vor allem in der Landwirtschaft. Brenner erklärte die im Laufe der Zeit sich ändernden Jagdarten und erzählte von erfolgreichen „Bewegungsjagden“ mit einer Strecke von 30 Wildschweinen und 25 Rehen. "Jagd ist Waldbau", so Brenners Motivation.
Ausdrücklich betonte Brenner die verschiedenen positiven Funktionen des Waldes, neben der Holznutzung für den Bodenschutz, den Wasserhaushalt, die Luftreinhaltung, die Artenvielfalt und nicht zuletzt als Erholungsraum für den Menschen. Der Waldgesundheitszustand in Deutschland habe sich durch die intensiven Programme vor allem zur Entschwefelung merklich verbessert. Die Bedeutung von Wäldern als CO²- Senke sei enorm, ein Hektar Dauerwald binde etwa 800 Tonnen des klimaschädlichen Treibhausgases. Die Natur erhole sich zwar schnell, doch weltweit sei der Wald bedroht, insbesondere durch die fortschreitenden massiven Rodungen der Tropenwälder, was erheblich zum Klimawandel beitrage und die Biodiversität reduziere. Immerhin speicherten die weltweit noch vier Milliarden Hektar "Restwald" ca. 542 Gigatonnen CO2.
Die anhaltende Klimaerwärmung wird nach Brenners Ansicht dazu führen, dass die Fichte in unseren Weinbauregionen bald ein Auslaufmodell sei, deshalb würde von den Förstern verstärkt auf wärmeverträglichere Baumarten in Mischbeständen gesetzt. Nichts desto weniger dürften sich hierzulande die Bürger glücklich schätzen, in einer Region zu leben mit einem intakten und naturnahen Erholungs- und Erlebniswald.
Helmut Sauter

P.S.. Die AG 60 plus des SPD-Kreisverbands Heilbronn-Land beschloss am 18. Juli mehrheitlich, auf Initiative ihres Vorsitzenden Sieghart Brenner einen Antrag zum gemeinsamen Kreisparteitag der SPD-Kreisverbände Heilbronn-Stadt und Heilbronn-Land am 20. September 2012 zu stellen, der die Vertreter der SPD in den kommunalen Gremien auffordert, sich für die zentrale Einführung eines Sozialtickets für Bedürftige einzusetzen; eine ausführliche Begründung wird mitgeliefert.

 

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