Brauchen wir eine industrielle Landwirtschaft?

Veröffentlicht am 01.07.2012 in Ortsverein

Der OV diskutiert gesellschaftspolitische Themen. Mit der Frage: Brauchen wir eine industrielle Landwirtschaft, wurde nun gestartet.

Traditionell hat sich die Sozialdemokratie nie mit Fragen der Landwirtschaft befasst und dieses Thema den Interessenverbänden überlassen. Sie kann diese Haltung nicht beibehalten, weil die Versorgung der Welt angesichts einer wachsenden Bevölkerung und einer geringer werdenden Anbaufläche immer schwieriger wird.
Seit 12000 Jahren befassen sich die Menschen schon mit der Landwirtschaft, nachdem ihre Existenz als Sammler und Jäger gefährdet war. Sie begannen wilde Tiere zu domestizieren und wilden Weizen anzubauen. Sie kreuzten die stärksten Tiere und behielten die besten Körner als Saatgut zurück. Durch dies gezielte Paarung und Auslese entstanden Sorten, die den unterschiedlichen Klima- und Bodenbedingungen angepasst waren.
Aber die Artenvielfalt wurde in den sechziger Jahren gefährdet, als die agrarindustrielle Wirtschaftsweise als ökonomisch effektiv dargestellt wurde. Sie forderte die Konzentration auf wenige Sorten. Die Konsequenz war ein Verschwinden lokaler Sorten. In Deutschland starben 13 von ursprünglich 15 eigenständigen Schweinerassen aus. Im Obstbau war der Verlust noch größer. Heute aber besinnt man sich wieder auf die Vorzüge der Artenvielfalt.

Große Hoffnungen wurden in die Gentechnik gesetzt, die von einzelnen Großkonzernen als Beginn einer grünen Revolution propagiert wurde. Dabei verpflanzt man Gene, die Träger der Erbinformation, mechanisch in andere Zellen. Der Haken ist nur, dass gentechnisch gezüchtete Sorten sich mitunter als instabil erwiesen und in verschiedenen Zonen der Erde überhaupt keine Erträge erbrachten. Das geschah mit einer Reissorte des Konzerns Monsanto in Indien, deren Misserfolg Tausende von Bauern in den Ruin trieb, von denen viele sich das Leben nahmen.
Hinzu kommt, dass die gentechnisch gezüchteten Sorten nicht als Saatgut taugen, und die Bauern gezwungen sind, sich dieses beim Konzern einzukaufen. Mitgeliefert wird ihnen ein besonders starkes Pestizid, das die Böden ruiniert. Die Bauern werden abhängig vom Konzern und verarmen.
Auch bei der herkömmlichen Landwirtschaft wird der Einsatz von Chemikalien zum Problem, da die großflächige Anbauweise und die Massentierhaltung ihren verstärkten Einsatz erfordern. Wie sich aber die Aufnahme von Spuren chemischer Substanzen durch die Nahrung im menschlichen Körper auswirkt, ist noch weitgehend unbekannt. Zu denken gibt, dass Krebs in bestimmten Regionen Indiens unbekannt ist, während er sich in der westlichen Welt ausbreitet.
Wo liegt also die Aufgabe der Sozialdemokratie? Sie sollte sich für eine Bauernschaft einsetzen, die bewusst die lokale Artenvielfalt fördert, den Fruchtwechsel pflegt und solche Tiere züchtet, die auch auf der Weide leben können. Besondere Aufmerksamkeit sollte der Reduzierung von chemischen Mitteln gelten.
Das ist nicht einfach und setzt Veränderungen in den landwirtschaftlichen Besitzstrukturen voraus. Eine Möglichkeit liegt im genossenschaftlichen Zusammenschluss, wie das bei der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall schon geschehen ist, die sich festen Grundsätzen verschrieben hat.
Klaus Zinke

 

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