Verleihung der europäischen Ehrenfahne an die Gemeinde Obersulm

Veröffentlicht am 06.06.2011 in Wahlkreis

Europa lebt: der Wegweiser wird gemeinsam aufgestellt. (Bild: Gemeinde Obersulm)

Grußwort des Innenministers von Baden-Württemberg Reinhold Gall MdL

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"54 Jahre - so lange dauert die Partnerschaft der Gemeinde Obersulm mit Beaumont-le-Roger in Frankreich, Hercegkut in Ungarn und Rohrendorf in Österreich - wenn man die Jahre zusammen zählt. Diese stolze Summe und die Freude über das Wiedersehen mit guten Bekannten, ja - ich möchte sogar sagen mit Freunden - ist Anlass genug für ein Partnerschaftstreffen in unserem schönen Sulmtal.

Ein weiterer Anlass kommt hin, auf den wir stolz sein können: für herausragende Verdienste um den europäischen Gedanken wurde der Gemeinde Obersulm die Ehrenfahne des Europarates verliehen. Sie ist eine von vier Auszeichnungen, die an Kommunen, Kreise oder Regionen vergeben wird, in denen der europäische Gedanke mit besonderem Engagement und großer Begeisterung gelebt wird.

Wir in Obersulm sind stolz auf diese Auszeichnung und fühlen uns in der Art und Weise, wie wir die Beziehung zu unseren Partnergemeinden ausgestalten bestätigt. Wir freuen uns, die Verleihung der europäischen Ehrenfahne an diesem Wochenende gemeinsam mit Ihnen allen zu feiern. Und natürlich haben wir diejenigen zu unserem Fest eingeladen, ohne die wir diesen Preis niemals hätten bekommen können. Liebe Freunde aus Beaumont-le-Roger, Hercegkut und Rohrendorf: ich darf euch im Namen aller sehr herzlich in Obersulm willkommen heißen! Schön, dass ihr heute bei uns seid.

Die Freundschaft zwischen unseren vier Gemeinden und der rege partnerschaftliche Austausch innerhalb der Kommunalpolitik, im Vereinsleben und zwischen den Bürgerinnen und Bürgern belegen, dass ein vereintes Europa mit gelebten europäischen Werten kein theoretisches Konstrukt ist, sondern wirklich existiert. Europa lebt und die Chancen, die es bietet sind - und das ist meine tiefe Überzeugung - größer als die Risiken.

Das sage ich ausdrücklich in Richtung all jener, die versuchen die europäische Idee schlecht zu reden und die Menschen zu verunsichern. Egal, ob die dänische Regierung laut darüber nachdenkt, die Grenzkontrollen zu seinen europäischen Nachbarn wieder einzuführen, ob Finanzhaie und Börsenspekulanten versuchen den Euro zu schwächen oder sogar zu zerstören oder ob Rechtspopulisten Europa für alle möglichen sozialen und gesellschaftliche Probleme verantwortlich machen: diesen Versuchen, die europäischen Länder gegeneinander auszuspielen und die Menschen gegen Europa aufzubringen müssen wir entschieden entgegen treten.

Liebe Freundinnen und Freunde, es gibt gute Grunde für Europa zu kämpfen und daran zu arbeiten, es noch besser zu machen.

Zuerst einmal gibt es viele praktische Vorteile, die den jungen Menschen von heute möglicherweise ganz selbstverständlich erscheinen, weil sie es aus eigener Erfahrung gar nicht mehr anders kennen. Zum Beispiel die gemeinsame Währung in der Eurozone mit dem Wegfall des lästigen Geldwechselns. Oder die verbesserten und vielfältigen Möglichkeiten, die europäische Bildungsprogramme für Schüler und Studierende bieten. Und nicht zuletzt die Reise- und Arbeitsfreiheit mit dem Abbau bürokratischer Hürden, die besonders für die Menschen in Osteuropa eine Freiheit bedeutet, die vor wenigen Jahren noch undenkbar war.

Die Tatsache, dass auf dem europäischen Kontinent so lange Frieden herrscht wie noch nie in der Geschichte der Menschheit und dass Nationen in Freundschaft verbunden sind und sich nicht misstrauisch beäugen mag vielen mittlerweile auch selbstverständlich erscheinen. Dennoch dürfen wir dies nie als gegeben hinnehmen und müssen im Alltag und in der Politik stets am Erhalt dieses wunderbaren Zustands arbeiten.

Neben all den großen Errungenschaften, die das vereinte Europa mit sich bringt stehen die vielen kleinen, persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen, die rege Städtepartnerschaften bewirken und Europa lebendig werden lassen. Ich denke, die meisten der heute Anwesenden kennen solche Geschichten und ich freue mich darauf, nachher - bei einem guten Glas Wein - davon erzählt zu bekommen.

Man munkelt ja auch, dass der Begriff "Partnerschaft" bei Anlässen wie diesem gerne mal wörtlich genommen wird. Ob mich das Amt des Innenministers dazu befähigt Ehen zu schließen, kann ich aus dem Stehgreif gar nicht sagen. Aber ich biete mich auf jeden Fall an, den Start jeder nachhaltigen Verbindung, die am heutigen Wochenende entsteht zu begleiten und bei der Trauung ein Grußwort zu sprechen.

Vor drei Wochen begeisterte der European Song Contest über 100 Millionen Menschen in Europa. Letzten Samstag saßen noch mehr Menschen gebannt vor öffentlichen Leinwänden oder dem Fernseher und fieberten mit, wie sich der FC Barcelona zum hochverdienten Sieg in der UEFA Champions League zauberte. Vielleicht gelingt es uns, die Begeisterung, die bei europäischen Musik- und Sportveranstaltungen herrscht auf den europäischen Alltag zu übertragen. Gelebte Freundschaft, wie sie zwischen Beaumont-le-Roger, Hercegkut, Rohrendorf und Obersulm besteht ist hierfür eine wichtige Grundlage.

Ich bin davon überzeugt, dass die Stimmung, die bei den Veranstaltungen im Rahmen unseres Partnerschaftswochenendes herrscht durchaus an die bei einer Grand-Prix-Party herankommen wird und sage "Douze points, zwölf Punkte, tizenketto pontot“ für unser europäisches Kleeblatt."

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Bericht bei www.stimme.de

 

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