Neckarsulmer Feuerwehr wird 150 - Reinhold Gall gratuliert

Veröffentlicht am 22.06.2012 in Wahlkreis

Bildquelle: photocase.com // designritter

Festrede von Innenminister Reinhold Gall,
Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes Heilbronn

In den letzten Jahren haben wir im Kreisfeuerwehrverband Heilbronn bereits eine Reihe von Jubiläen feiern können. In diesem Jahr schließen sich mit Erlenbach, Lauffen und Neckarsulm weitere Feuerwehren diesem Reigen an. Rund 160 aktive Feuerwehrleute in drei Abteilungen, eine große Jugendfeuerwehr und die Mitglieder der Altersabteilungen können die stolze Summe von 150 Jahren Dienst am Menschen feiern – und die ganze Stadt feiert mit.

150 Jahre sind ein stolzes Jubiläum und ein schöner Beleg für lang anhaltendes ehrenamtliches Engagement. Begonnen hat alles im Jahr 1862. Damals war Neckarsulm noch Oberamtsstadt und Teil des Königreichs Württemberg. Während wir Neckarsulm heute als aufstrebendes und innovatives Mittelzentrum mit mehr Arbeitsplätzen als Einwohnern kennen, war das Neckarsulm des 19. Jahrhunderts aufgrund der verhältnismäßig spät einsetzenden Industrialisierung von Landwirtschaft und Weinbau geprägt. 1855 wurde in Neckarsulm die wohl älteste Weinbaugenossenschaft Deutschlands gegründet, sieben Jahre später folgte die Gründung der Feuerwehr.

Übrigens im gleichen Jahr, in dem Otto von Bismarck zum preußischen Ministerpräsidenten ernannt wurde, Abraham Lincoln in den USA das Ende der Sklaverei verkündete und auf Kuba aus einer kleinen Rum-Destillerie das Unternehmen Bacardi entstand. Bacardi ist heute ein weltweites Unternehmen, Bismarck hat den Grundstein für das nach wie vor bestehende Sozialversicherungswesen gelegt und die Sklaverei konnte glücklicherweise keine Renaissance erleben. Die Freiwillige Feuerwehr Neckarsulm gibt es auch 150 Jahre später noch und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, sie steht personell und organisatorisch bestens da.

Die Arbeit der Feuerwehrleute hat sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts, als es eine erste Gründungswelle in diesem Bereich gab, massiv verändert. Manches erkennt man auf den ersten Blick, zum Beispiel die zeitgemäße Einsatzkleidung und die moderne technische Ausstattung. Historische Fahrzeuge und Gerätschaften schaffen es heute nur noch ins Museum, zu Oldtimer-Ausfahrten oder historischen Übungen. Eine solche fand ja am vergangenen Wochenende in Neckarsulm statt und die Zuschauer konnten erleben, wie Feuerwehrmänner in Messinghelmen und blauen Anzügen mit Handpumpen und Hanfschläuchen und beschränkten technischen Gerätschaften ausrückten, um einen Brand unter Kontrolle zu bekommen. Es ist gut, dass immer wieder solche Aktionen stattfinden, denn blinkend polierte Oldtimer und historische Kleidung haben schon oft den Ausschlag für Kinder und Jugendliche gegeben, sich für eine Mitarbeit in der Feuerwehr zu begeistern.

Auch wenn die technische Ausstattung heute moderner ist und vor allem zur Verbesserung und Beschleunigung der Arbeitsabläufe beiträgt, ist die Arbeit der Feuerwehrleute nicht leichter geworden. Viele neue Aufgaben sind in den letzten Jahren dazu gekommen. Ob im Bereich der Technischen Hilfe, beim Katastrophen- oder Umweltschutz: das Ehrenamt bei der Feuerwehr bringt heute komplexe Anforderungen mit sich. Einsatzübungen und Fortbildungen stehen deswegen auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Neckarsulm auf der Tagesordnung. Und natürlich regelmäßiges Training, denn neben Wissen, technischem Können, Mut und Einsatzbereitschaft gehört die körperliche Fitness zu den wichtigen Eigenschaften der Feuerwehrleute.

Die Zukunft wird weitere Herausforderungen für die Feuerwehren im Land bringen. Die veränderte Arbeitswelt, in der immer weniger Menschen Zeit für Ehrenämter aufbringen können oder wollen, die häufige Trennung von Wohn- und Arbeitsplatz und die Auswirkungen auf die Tagesverfügbarkeit, der demographische Wandel und der Umstand, dass das gesellschaftliche Engagement des Einzelnen seinen früheren Stellenwert erst wieder erlangen muss, stellen auch die Freiwilligen Feuerwehren vor eine große Herausforderung. Zentrale Punkte sind dabei die Gewinnung von Frauen und Menschen mit internationalen Wurzeln, für den Feuerwehrdienst, beides Gruppen, die heute in unseren Wehren unterrepräsentiert sind.

Mitgliederwerbung und Nachwuchsarbeit nehmen ebenfalls viel Zeit in Anspruch und dürfen in Zeiten, in denen das Ehrenamt nicht mehr automatisch hohen Zulauf hat, nicht vernachlässigt werden. Die Freiwillige Feuerwehr Neckarsulm hat dies bemerkenswert früh erkannt und bereits im Jahr 1961 eine Jugendabteilung gegründet, die damit eine der ältesten in ganz Baden-Württemberg ist und im vergangenen Jahr ebenfalls ein rundes Jubiläum feiern konnte.
Gerade das Engagement in und für die Jugendfeuerwehren, besonders auch unter gesellschaftspolitischen Aspekten, verdient die ganze Unterstützung der Träger unserer Feuerwehren.

Wer Mitglied einer Jugendfeuerwehr ist, der lernt früh Werte wie Kameradschaft, Hilfsbereitschaft, Verantwortung und Respekt im Umgang untereinander kennen. Wer bereits als junger Mensch dazu beiträgt, dass Brände gelöscht und andere Gefahrensituationen entschärft werden, der erlebt eine Wertigkeit und eine Bestätigung, die zur positiven Entwicklung der Persönlichkeit beiträgt.

Ein Festabend dient natürlich in erster Linie dem Feiern. Wir alle wissen jedoch, dass fröhliche und traurige Momente manchmal eng beieinander liegen. Deswegen möchte ich heute Abend an Hermann Jochim, unseren geschätzten Kameraden und Ehrenkommandant der Neckarsulmer Feuerwehr erinnern. Sein plötzlicher Tod im März dieses Jahres hat uns alle doch unvermittelt getroffen und erschüttert. Mit seinem Tod hat die Feuerwehr Neckarsulm und unser Kreisverband eine engagierte und geschätzte Persönlichkeit und viele von uns ein Vorbild und einen guten Kameraden und Freund verloren. Es ist beinahe tragisch, dass er das 150. Jubiläum „seiner“ Neckarsulmer Feuerwehr nicht mehr erleben durfte, ich bin mir aber sicher, dass er heute in den Gedanken aller Anwesenden dennoch unter uns ist.

Ja, wir vermissen ihn gerade auch heute und unsere Gedanken schweifen zurecht während dieser Veranstaltung ab und rufen uns sein Bild ins Gedächtnis. Heute wäre der Tag, an dem ich ihn mit einer besonderen Ehrung des Landes Baden-Württemberg auszeichnen wollte, dem Feuerwehrehrenzeichen der Sonderstufe. Längst von mir als Innenminister befürwortet und unterzeichnet. Mir und uns bleibt nichts - als dies heute postum zu tun. An seinem Bild sind deshalb heute Urkunde und Ehrenzeichen abgelegt.

Abschließend will ich die Gelegenheit nutzen, und ein paar Dankesworte sprechen. Zuerst einmal will ich den aktiven Mitgliedern und Funktionären der Freiwilligen Feuerwehr Neckarsulm für ihren Einsatz und ihr Engagement danken. Es ist nicht selbstverständlich, dass man ein derart zeitintensives, verantwortungsvolles und durchaus auch gefährliches Ehrenamt ausübt. Dafür meinen Dank und meinen Respekt.

Danken möchte ich auch der Stadtverwaltung, Herrn Oberbürgermeister Joachim Scholz und – weil es noch nicht so lange her ist – seinem Vorgänger Volker Blust und den Mitgliedern des Neckarsulmer Gemeinderates. Sie kommen ihrer Pflichtaufgabe, eine Feuerwehr aufzustellen und sie zu untzerhalten in hervorragender Weise nach, begleiten die Arbeit der Feuerwehr stets wohlwollend und ermöglichen mit der Zuweisung kommunaler Gelder die vielfältigen Aufgaben und unterstützen die Aktivitäten ihrer Wehr.

Und dann sei noch all jenen gedankt, die an der Vorbereitung und Durchführung dieses Festjahres mit seinen vielfältigen Veranstaltungen beteiligt sind! Die wirklich vielfältigen Aktivitäten von der wirklich gelungenen Festchronik über Jubiläumsbrot, -bier- und -wein bis hin zu Symposien, Fachtagungen und natürlich diesem tollen Festwochenende zeigen, dass die Freiwillige Feuerwehr fest im Neckarsulmer Stadtleben verankert ist. Die Bürgerinnen und Bürger wissen, was sie an ihrer Feuerwehr haben und feiern deren Mitglieder in diesem Jubiläumsjahr gebührend. Diese Wertschätzung durch die Bevölkerung haben sich die Kameradinnen und Kameraden übrigens redlich verdient. Denn Mitglieder der Feuerwehr sind jederzeit bereit, bei Gefahrensituationen einzugreifen - manchmal durchaus unter Gefährdung ihres eigenen Lebens.
Und weil die Feuerwehr neben allem anderen auch eine gesellige Kameradschaft ist, und wir auch im Kreise der Kameradinnen und Kameraden Siege unserer Fußballnationalmannschaft verfolgen, komme ich jetzt zum Schluss um dies denen die es auch heute nicht lassen können zu ermöglichen.

Liebe Mitglieder der Neckarsulmer Feuerwehr: Der Kreisfeuerwehrverband Heilbronn ist stolz, solche Feuerwehrmänner und -frauen in seinen Reihen zu haben! Herzlichen Dank für 150 Jahre Engagement in unserem Verband und gutes Gelingen für die nächsten 150 Jahre!

(Es gilt das gesprochene Wort)

 

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