Heilbronn historisch: Menschen, Plätze, Geschichten

Veröffentlicht am 18.11.2013 in AG 60plus

SPD-Senioren des Landkreises besuchten das Haus der Stadtgeschichte

Die Arbeitsgemeinschaft 60 plus des SPD-Kreisverbandes Heilbronn-Land hat – auch wenn ihre Mitglieder aus den Ortsvereinen de Landkreises kommen – großes Interesse an der Stadt Heilbronn, ihrer Belange und ihrer Geschichte, liegt doch der Stadtkreis mitten im Landkreis und ist Zentrum der Region Heilbronn-Franken. Und so entschlossen sich die ländlichen SPD-Senioren zu einem Informationsbesuch im Haus der Stadtgeschichte in der Eichgasse unter der kundigen Führung von Dorothea Braun-Ribbat.
Das Haus der Stadtgeschichte präsentiert sich in seiner gegenwärtigen Form seit Sommer 2012 und verzahnt Städtische Museen und Stadtarchiv am Deutschhof. Möglich geworden ist dies durch eine Drei.Millionen-Euro-Spende des Heilbronner Unternehmers und Mäzen Otto Rettenmaier zu seinem 86. Geburtstag; seine Büste, geschaffen von Gunther Stilling, findet sich gleich im Eingangsbereich. Herzstück des „Otto Rettenmaier Haus“ ist die Dauerausstellung Heilbronn historisch! Menschen, Plätze, Geschichten“, die die „Entwicklung einer Stadt am Fluss“ dokumentiert. Die Ausstellungskonzeption basiert auf einer multidimensionalen und multimedialen Themenvermittlung sowie interaktiver Präsentation.

Beim Rundgang sind 22 Themeneinheiten zu sehen, die die Stadtgeschichte nachzeichnen: Exponate zu Politik und Kultur, zur Alltags-, Industrie- und Wirtschaftsgeschichte. Besucher können sich aktiv einklinken und sich mit mehr als 30 Bildschirmpräsentationen sowie Foto-, Film- und Tondokumente vertiefende Infos erhalten.

Die erste urkundliche Erwähnung Heilbronns rührt aus dem Jahre 741, als die Karolinger die Heilbronner Kirche an das Bistum Würzburg schenkten. Bis zum hohen Mittelalter wuchs Heilbronn zur Stadt heran. Gleich zu Beginn der Ausstellung sieht man einen Gedenkstein für Nathan den Vorsteher, aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts, älteste Zeugnis ein jüdischen Ansiedlung in Heilbronn (aus der Lohtorstraße, der früheren Judengasse). Um 1100 gab es im Heilbronn einen Markt, eine Münzstätte und einen Flusshafen.1281 verlieh König Rudolf von Habsburg Heilbronn das Stadtrecht und setzte einen königlichen Vogt ein (Faksimile der Stadtrechtsurkunde ist zu sehen).

Heilbronn entwickelte sich zur Reichsstadt. Der Ausbau von Mühlen, die Regulierung des Neckars und die einzige Neckarbrücke weit und breit trugen zum Wohlstand der Stadt bei. Eindrucksvoll das Großmodell, das die Struktur der mittelalterlichen Stadt zeigt, am Neckar gelegen und an drei Seiten von tiefen Wassergräben umgeben.

Braun-Ribbat, die ehemalige langjährige Leiterin der VHS Heilbronn, legte bei ihrer Führung den Schwerpunkt auf gesellschaftliche Umwälzungen. Dazu gehört, dass Heilbronn 1528 unter Bürgermeister Hans Rieser die Reformation einführte; Johann Lachmann predigte ab 1524 im Sinne Luthers. Im damaligen Heilbronn gab es neben der dominierenden Kilianskirche, deren Westturm 1513 fertig gestellt wurde, noch drei Klöster (das Katharina-, Klara- und Barfüßerkloster) sowie Gebäude des Deutschen Ordens.

Heilbronn gehörte auch zu den ersten Stätten des Bauernkrieges. Der Böckinger Bauernführer Jäklein Rohrbach, unter dessen Ägide sich die sich unzufriedene Bauern aus den Dörfern u. Heilbronn 1525 zusammen schlossen, war führend an der „Weinsberger Bluttat“ beteiligt, wurde vom Heer des Schwäbischen Bunde gefangen genommen und am 21. Mai 1525 bei lebendigem Leib verbrannt.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Heilbronn immer wieder belagert und besetzt, auch später noch. Dennoch entwickelt sich die städtische Wirtschaft positiv.1802 endete die Reichsstadtzeit. Heilbronn wurde württembergische Oberamtsstadt. Und wirtschaftlich wird Heilbronn von der Lage am Fluss geprägt.

Überdies war Heilbronn ein Zentrum „aufrührerischer Umtriebe“ So war auch das Heilbronner Turnfest von 1846 ein Forderungsforum nach mehr Freiheit. Aus der Turnerbewegung kam auch der Heilbronner Bürger Adolf Cluss (1825-1905), der sich vorübergehend Karl Marx anschloss, 1848 nach Washington auswanderte und dort zum bedeutendsten Baumeister öffentlicher Gebäude in der amerikanischen Hauptstadt wurde.
Die SPD-Senioren wurden von Braun-Ribbat auch mit anderen bedeutenden historischen Personen bekannt gemacht, so mit Silberwarenfabrikanten und Politiker Peter Bruckmann (1865-1935), mit den Papierfabrikanten Gebr. Rauch und Gustav Schaeuffelen (1798-1848), und dem wohl bedeutendsten Sohn Heilbronns, Robert Mayer (1814-1878), dem Entdecker des für die Physik entscheidenden Grundsatzes von der Erhaltung der Energie. Die Gründer- und Aufbruchzeit ist mit wichtigen Persönlichkeiten belegt. Auch Heilbronner Kommunalpolitiker sowie Künstler und Literaten, auch das Wirken von Theodor Heuß in Heilbronn bis hin zu kulturellen Highlights finden in der Ausstellung gebührende Würdigung,
Die Ausstellung zeigt, dass Heilbronn um 1900 mit 9000 Fabrikarbeitsplätzen die bedeutendste Industriestadt Württembergs war und wie bedeutend der Wein und der Wengerterstand für Heilbronn war und ist. Sie dokumentiert auch die Machtergreifung der Nazis und das verbrecherische Wirken des Kreisleiters Richard Drauz, die Zerstörung Heilbronns am 4. 12. 1944, das Leben in Ruinen und den Wiederaufbau. Das Haus der Stadtgeschichte ist immer wieder ein Besuch wert. (Helmut Sauter)

 

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